Neulich habe ich Gott getroffen
„Zeltmission, echt? Sowas gibt es noch?“ Das wurde die Sängerin Annie Heger von ihrer Familie gefragt, als sie erzählte, sie habe bei unseren Zelttagen in Bremerhaven zugesagt. Klar gibt es das: Für fünf Tage hatten wir gemeinsam mit dem großartigen Team der EmK-Zeltmission aufgebaut: sieben große Pavillons, Tische und Stühle, eine mobile Bühne, zwei Hüpfburgen, das EmK-Mobil, einen Kaffee-Anhänger, Lounge-Sessel, Blumen, Beleuchtung, Technik und Verpflegung.
Unsere Idee: Es sollte an unseren Abenden keine Predigt geben und auch keinen Aufruf zur Entscheidung. Wir wollten von Erfahrungen erzählen, nicht bekehren oder missionieren. Es war uns wichtig, dass sich alle Gäste willkommen fühlen, aber nicht bedrängt, dass sie etwas von Gott und dem Glauben hören, ohne sich zu etwas verpflichtet zu fühlen. Unsere Gäste sollten gute Musik hören und einen entspannten, unterhaltsamen Abend verbringen, und zugleich sollten sie uns kennenlernen können, hören, wie wir glauben, und merken, dass unser Herz voll ist.
Bei fantastischem Wetter wurden am Nachmittag die Hüpfburgen aufgestellt. Dazu gab es Spiel- und Bastelangebote für Kinder und Kaffee für die Eltern. Sogar Peppino, der Bremerhavener Clown, kam noch einmal aus dem Ruhestand zurück. An zwei Vormittagen gab es Picknicke mit Pilgergeschichten aus Pastor Barry Sloans Buch „Pilgern auf Irisch“, am abschließenden Sonntag einen Open-Air-Gottesdienst.
Die Abende waren das Herzstück der Zelttage. Wir hatten verschiedene Musiker:innen eingeladen: Neben zwei regionalen Größen, der Gospel-Musikerin Vivian Glade und dem Multi-Instrumentalisten Simon Bellett, sangen Barry Sloan Irish Folk und die Entertainerin Annie Heger plattdeutsche Lieder, alle mit einer gelungenen Mischung aus Ernstem und Leichtem zum Zuhören und Mitsingen.
Im Anschluss gab es an jedem Abend eine Talk-Runde: Unter dem Motto „Neulich habe ich Gott getroffen“ interviewten wir den/die Musiker:in des Abends und drei Menschen aus unserer Gemeinde. Wir erfuhren, wie Gott einen Mann in einer psychischen Erkrankung begleitet hat und wie andere durch innere Bilder oder den Gesang eines Vogels getröstet wurden. Eine Frau berichtete von Mut und Selbstvertrauen, die sie geschenkt bekam, eine andere von einem jahrelangen Heilungsweg nach schweren Kindheitserfahrungen, eine weitere von der Gewissheit, mit ihrer sexuellen Orientierung bei Gott angenommen zu sein, wieder eine andere von der schweren Arbeit in der Pflege mitten in zwei verheerenden Corona-Ausbrüchen. So wurden wir mit hineingenommen in die großen und kleinen Geschenke der Güte Gottes, in Wunder und lebensverändernde Erfahrungen. Es waren bewegende Augenblicke.
Mit einem Segenslied, Gesprächen über das Erlebte, Getränken und Knabbereien klang der Abend aus. Wer mehr in die Tiefe gehen wollte, konnte Kerzen anzünden und Steine ablegen unter dem Kreuz oder Seelsorge und Gebet in Anspruch nehmen.
„Es waren wunderbare Tage“, da waren sich hinterher alle einig. Und wir selbst haben sie genauso genossen wir unsere Gäste. Wir haben vielen Menschen von uns und unserer Gemeinde erzählen können. Wir sind selbst ermutigt und gestärkt von den Erfahrungen der anderen und tragen die Musik der vergangenen Abende in unseren Herzen. (Karin Elle)