Gut, dass wir einander haben
Seit wir uns wegen Corona nicht mehr treffen dürfen, senden wir als Gemeinde unseren Sonntags-Gottesdienst im Livestream. Und ich bin dabei: Ich spiele in der Band mit und leite den Lobpreis an.
Eigentlich wie sonst auch jeden Sonntag. Doch mit den Kameras ist es anders. Ich kann mich nur schwer darauf einlassen, es fühlt sich merkwürdig an. Manchmal schaue ich in die falsche Richtung. Wenn ich ein paar Worte sage, fühle ich mich unsicher: Nur das Technik-Team sitzt da vor mir, und die sind beschäftigt und schauen auf ihre Bildschirme oder auf das Mischpult.
Neulich, bei der Videokonferenz des Frauenhauskreises, habe ich davon erzählt, wie es mir sonntags geht. Da berichteten mir die anderen Frauen, dass es sich für sie, am anderen Ende des Streams, ganz anders anfühlt. So, als wären sie wirklich im Gottesdienst dabei!
Da kam ich auf eine Idee: Ich machte ein Bildschirmfoto von unserem Frauenabend und druckte es aus. Am nächsten Sonntag nahm ich es mit auf mein Notenpult. Wenn ich mich unsicher fühle, schaue ich auf das Foto. Dann lächeln mich die Frauen an. Ich weiß, wer da am Livestream zuschaut. Ich bin nicht allein!
Am nächsten Sonntag wartete dann eine Überraschung auf uns. Im Kirchenraum, auf zwei Stühlen, saßen zwei Pappkameraden. Jetzt haben wir zwei Gottesdienst-Besucher mehr! Eine Botschaft lag dabei: „… damit ihr euch nicht so alleine fühlt!“ Mit den beiden neuen Besuchern haben wir jetzt jede Woche Spaß. Wenn wir gerade nicht vorne zu tun haben, sitzen wir oft neben ihnen. Nach dem Gottesdienst sind sie ein beliebtes Fotomotiv.
Die beiden Pappfiguren erinnern uns alle, die wir am Livestream beteiligt sind, daran: Gott schenkt uns eine starke Gemeinschaft. Gut, dass wir einander haben! Das macht die Krise erträglicher. Und das macht uns Mut.