Wunder sind mir kein Problem

von Cornelia Twisselmann

Als ich mich an den Schreibtisch setze, um einen Brief zu schreiben, fällt mein Blick auf eine Plakette, die mir meine kanadische Freundin letztes Jahr zu Weihnachten schickte. Darauf steht der Satz; „In every day there are thousand miracles“, was soviel heißt wie „Jeder Tag enthält tausend Wunder.“.

Beim Nachdenken über diesen Satz fällt mir ein, dass mich mal jemand fragte, wie es meinem Knie denn gehen würde und ich ihm die Antwort gab, ein Wunder wäre mir lieber als eine OP. Daraufhin meinte er, dass er es mit Wundern nicht so hätte. Ich erinnere mich, dass ich damals etwas erstaunt über seine Antwort gewesen war, denn das hatte ich ausgerechnet von ihm nicht erwartet.

Warum tun wir uns so schwer mit Wundern? Weil wir sie so wenig erleben oder unsere Gebete um Wunder nicht so beantwortet werden, wie wir es uns wünschen würden?

Für mich sind Wunder kein Problem, denn ich durfte schon viele erleben. Das waren nicht immer große Dinge mit schwerwiegenden Folgen, und trotzdem sehr ermutigend für mich. Ist es nicht ein Wunder, wenn man trotz Unsicherheit zum richtigen Arzt geführt wird? Dass Dinge sich fügen, auf die man keinen Einfluss hatte? Dass man „zufällig“ mit den richtigen Menschen ins Gespräch kommt und dadurch Hilfe erlebt? Ja, selbst ein Parkplatz kann ein Wunder sein oder dass man ein Telefonat zur richtigen Zeit führen darf, denn Minuten später wäre die angerufene Person außer Haus gewesen. Auch eine Verspätung des Zuges, in dem eine japanische Freundin ohne Deutschkenntnisse saß, ist so ein Wunder. Wir wollten sie vom Bahnhof abholen, saßen aber selbst in einem Stau fest und kamen just in dem Moment auf dem Bahnsteig an, als der verspätete Zug einlief. Für uns ein Wunder! Ist es nicht ein Wunder, wenn Gott die Zeit streckt und man trotz sorgfältiger Planung mit nicht erwarteten Behinderungen rechtzeitig zum Termin ankommt? Das durfte ich ebenfalls mehrfach erleben.

Gott ist ein Gott der Wunder und die Größe des Wunders ist nicht entscheidend. Um ein Wunder zu erleben, muss man offene Augen und ein offenes Herz haben. Unser Alltag enthält viele kleine Wunder, und wir sehen sie nicht vor lauter Betriebsamkeit. Auch in diesen Wochen vollziehen sich viele Wunder. So ist es in der Natur wieder Frühling geworden, unser verloren geglaubtes Rosenbäumchen hat neue Triebe angesetzt, allen Unkenrufen zum Trotz. Das Wunder neuen Lebens sehen wir im Garten, in dem Vögel nach Leckerbissen suchen, um ihre Kleinen zu füttern, die irgendwo in der Hecke in ihrem Nest sitzen. Und es gibt noch viele andere Wunder, die sich jedes Jahr wiederholen und die wir einfach so nehmen und uns keine Gedanken mehr darüber machen.

Lassen wir uns doch wieder Augen schenken, die Gottes Wunder sehen, so wie der Psalmschreiber es in Psalm 9, 2 sagt:“ Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder.“

Solche Ermutiger braucht unsere Welt. Aber auch den nötigen Blickwechsel. Bist du dabei?